Geschichte der Leichtathletik in Schwandorf
Leichtathletik als selbstständige Sportart dürfte sich erst nach dem ersten Weltkrieg etabliert haben. Sicherlich wurden schon vor 1914 leichtathletische Übungen in turnerische Mehrkämpfe einbezogen, wie ja das Viel- und Allseitigkeitsprinzip der Körperbildung seinerzeit den Vorrang hatte vor der Spezialisierung.
Zunächst liefen die leichtathl. Disziplinen unter der Bezeichnung "Volksturnen". Als ausgesprochene LA-Veranstaltung beim Abturnen des TB Roding am 1.10.1919 kann man den Staffellauf 10 x 150m werten. Man lief auf der Staatsstrasse Roding-Cham. "Dank der besseren Lauftechnik und Übergabe der Wechsel siegten die Schwandorfer mit 100m Vorsprung."
Am 9.3.1920 richtete der FC Schwandorf eine Veranstaltung aus: einen "lokalen Strassenwettlauf" mit 27 Aktiven der beiden Ortsvereine. Die "ältere Mannschaft" mußte über 7500m, die Jugendmannschaft 3000m zurücklegen. Rennstrecke war im Wesentlichen die heutige B15, von der ehemaligen Turnhalle bis zur "Fröhlersäge" (Regensburger Str.).
Die Siegerliste: 1. Fritz Straßer, 2. Karl Bayerköhler, 3.Andreas Forster.
Jugend: 1. Karl Brunner, 2. Josef Glätzl, 3. Max Donhauser.
"Zahlreiche Zuschauer, wie noch bei keiner Veranstaltung, waren zu sehen ..." berichtete der "Naabtal-Bote".
Am 3.5.1921 fanden auf dem Turnplatz erstmals die Bezirksmeisterschaften im Volksturnen statt, "vorbildlich vorbereitet durch Herrn Georg Zahn". Innerhalb des Vereins bildete sich alsbald eine eigene LA-Abteilung. 1922 wählte sie ihre Führungskräfte: Dionys Jobst, Abteilungsleiter; Georg Zahn, Sportwart; H. Chanteaux, Schriftleiter und Hans Held, Kassier. Im gleichen Jahr gelang bereits ein grandioser Erfolg. Beim Bayerischen Landesturnfest in Augsburg errang die Schwandorfer Staffel über 3 x 1000m den 1. Platz (Zahn, Waegner und Loibl). Die Funktionäre suchten auf der Landkarte unseren Heimatort. Ende der zwanziger Jahre und zu Beginn des nächsten Jahrzehnts mußte auf allen Sportfesten der Oberpfalz mit der Leistungskraft der Schwandorfer gerechnet werden.
Ungünstig wirkte sich sicher die Trennung von 1936 aus. Die erfolgreiche Gemeinschaft der Sportler war gespalten, die einst gefürchteten Staffeln wurden Durchschnitt. Zu den Mannschaftsmeisterschaften konnte die Vollständigkeit der Besetzung mitunter nur durch Einsatz der "Veteranen" erreicht werden.
Der finanzielle Rückhalt des "Reichsbahn-Sportvereins" bedingte alsbald eine Verlagerung des sportlichen Lebens vom Hubmannwöhrl an die Ettmannsdorferstrasse, und zwar in fast allen Bereichen. Eine Entwicklung, welche der 2. Weltkrieg jäh unterbrach.
Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau einer LA-Abteilung im TSV durch Sepp Salzl. Er legte den Schwerpunkt des Trainings auf die Jugend- und Breitenarbeit. Bei den Mannschaftsmeisterschaften in den Jugendklassen konnte zu Beginn der 50er Jahre die örtliche Konkurrenz klar aus dem Felde geschlagen werden. Durch Spitzenleistungen traten u.a. Anton Meier, Adolf Galster, K. Hindemith und Helmut Zimmermann hervor, der 1952 die bayer. Bestenliste der Sprinter seiner Altersklasse anführte.
Nach der Saison 1975 wechselte die erfolgreichste LA-Mannschaft, die Schwandorf nach dem Krieg hatte, geschlossen vom FC zum TSV Schwandorf, sodass dieser wieder eine LA-Abteilung hatte. In Anbetracht der mehr als schlechten Trainingsbedingungen in der Großen Kreisstadt, traten die Leichtathleten der LG Regensburg bei, in der die LA-Abteilungen der Mehrzahl der Vereine von Regensburg und Umgebung zusammengeschlossen sind.
Die neu zum TSV gestoßenen Sportler führten sich schon in der Saison 1976 mit einem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften, einer gewonnenen Bayr. Meisterschaft, einer Bayr. Vizemeisterschaft, einem dritten Platz bei den Landestitelkämpfen und 14 Oberpfalzmeisterschaften sehr gut in den neuen Verein ein. Dazu erzielten Sie in dieser Saison 17 Oberpfalzrekorde. Sieben Jungen und Mädchen starteten bei den deutschen Meisterschaften, was zumindest nach dem Kriege noch nicht der Fall war. Der Trainer und Abteilungsleiter Hartmut Schweitzer war als einziger Oberpfälzer 1976 als Kampfricher bei den Halleneuropameisterschaften sowie beim Leichtathletik Länderkampf Bundesrepublik Deutschland-UdSSR eingesetzt.
In den Jahren 1976-1979 gewannen die Leichtathleten des Vereins 64 Oberpfalzmeisterschaften, sieben bayerische Meistertitel und kehrten von nicht weniger als 128 LA-Veranstaltungen im In- und Ausland mit sehr guten Leistungen und Platzierungen nach Hause zurück.
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Zu einem großen Erfolg wurde die Eröffnungsveranstaltung "Trimm-Trab 1980" am 14.3.1980 zum Auftakt des "100 jährigen Vereinsjubiläums". Als Ehrengast hatte H. Schweitzer den 4maligen Olympiasieger, 3fachen Europameister und 18maligen Exweltrekordmann Emil Zaptopek ("Great is the victory, but the friendship of all is greater") aus der damaligen CSSR nach Schwandorf geholt. Schweitzer begrüßte Zatopek als Vorsitzender des Bayerischen Leichtathletikverbandes. ARD und ZDF übertrugen das Ereignis. Hartmut Schweitzer war von 1976 bis zum 31.12.1989 Leiter der Leichtathletikabteilung. Seit 1990 hatte dieses Amt Franz Pretzl über, der dann die Abteilungsleitung 1998 an Dr. Andreas Karl abtrat. |